"Spektrum" der Musikhochschule Freiburg / Auch Endingens Jugendkapelle präsentierte sich im voll besetzten Bürgerhaus.
ENDINGEN. Einen kulturellen Höhepunkt erlebten die rund 300 Besucher im Bürgerhaus am Sonntagnachmittag, als die Hochschule für Musik Freiburg mit ihrem Bläserfestival "Spektrum" zu Besuch beim Musikforum Kaiserstuhl war. "Acht!" hieß das Konzert, bei dem Professoren und Studierende der Musikhochschule in Achter-Besetzung ein höchst anspruchsvolles Programm bot.
Teil des Konzertes war auch die Jugendkapelle Endingen unter der Leitung von Martin Baumgartner, die das Stück "Bolombolo" des kolumbianischen Komponisten Carlos Alber Cardénas Gonzales nach der Uraufführung in Freiburg zum zweiten Mal zu Gehör brachte.
"Ich bin froh, dass Endingen der ‚musikalische Außenposten‘ des Bläserfestivals der Musikhochschule Freiburg sein darf. Wir haben beim Musikforum schon einige hochkarätige Musiker gehabt, aber noch nie so viele", sagte Thomas Wagner. Die Jugendkapelle kröne das Ganze, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Ganz klassisch mit Ludwig van Beethovens "Rondino Es-Dur" begann das Konzert, einem Bläseroktett für Oboe, Klarinette, Fagott und Horn. Und bot schon einen ersten Höhepunkt mit seinen spannenden Dialogen zwischen den Instrumenten und den hauchzart verklingenden Hörnern. Zu hören waren Lucas Macias Navarro und Daniel Rodriguez (Oboe), der aus Endingen stammende Kilian Herold und Maxi Kaun (Klarinette), Bruno Schneider und Pedro Blanco (Horn) sowie Diego Chenna und Sheng-Hsien Hsieh (Fagott). Die Jugendkapelle der Stadtmusik Endingen fügte sich harmonisch ins Programm ein und präsentierte sich mit Selbstbewusstsein und Können. "Bolombolo" habe seinen Namen von einem kleinen Dorf in Kolumbien, leitete Carlos Alber Cardénas Gonzales in das Werk ein. Wie der Dichter Léon de Greiff das Dorf als sehr lebendig und sehr bunt an einem Sonntag auf dem Marktplatz schilderte, diente dem Komponisten als Inspiration. "Ich wollte durch die Musik dieses Dorf beschreiben", so Cardénas.
Der Kolumbianer kam erst in Deutschland mit Blasmusik in Berührung. "Bolombolo" ist seine erste (Auftrags-)Komposition für ein Jugendorchester (die BZ berichtete). Er habe viel gelernt, vor allem, was den Tonumfang der Kinder betreffe, so Cardénas. Dieser sei nicht als Grenze, sondern als Besonderheit zu werten und darauf habe er gemeinsam mit Martin Baumgartner die Komposition abgestimmt.
Was als einzelne, lautmalerische Beschreibung des Ortes begann, endete im fulminanten und ausgelassenen Tanz auf dem Marktplatz. Die Jugendkapelle meisterte die anspruchsvolle Aufgabe souverän und das begeisterte Publikum belohnte die jungen Musiker mit minutenlangem Applaus. Auch der Komponist zeigte sich sehr zufrieden. "Es war mir klar, dass sie das gut schaffen würden", sagte Cardénas gegenüber der BZ. "Sie hatten Spaß dabei und das ist wichtig." Beim Probenbesuch in Endingen habe ihm die Mischung aus Disziplin und Lockerheit, mit der Baumgartner das Orchester führt, besonders gut gefallen.
Mit dem "Octet für Wind Instruments" in drei Sätzen Sinfonia, Tema con Variazioni und Finale von Igor Strawinsky ging es im Programm weiter. Die sehr modern klingende Kammermusik von 1923 forderte die Konzentration der Zuhörer in ihrer ungewöhnlichen Besetzung und Melodik. Zu hören waren hier Miki Isaka (Flöte), Aristides Porto Garcia (Klarinette), Lisa Huh und Kyungho Koh (Fagott), Wim van Hasselt und Matthieu Chpelitch (Trompete) sowie Xavier Sibra und Maxime Guillet (Posaune).
Nach der Pause folgte das Werk, das dem Konzert seinen Namen gab: "Acht!" von Steffen Schleiermacher. "Acht!" sei doppeldeutig zu verstehen und beschreibe nicht allein die Besetzung, sondern fordere auch den Zuhörer auf, achtzugeben, führte Dirigent Bernhard Wulff aus. "Man hört nicht nur schöne Töne, sondern ein Statement", so Wulff. Das Schlagzeug mit Stolperfallen und die Hörner als Signal ergäben ein sehr vitales Bild, schickte der Leiter voraus. Das so beschriebene Zusammenwirken von Hörnern (Bruno Schneider, Sarah Momm, Konrad Boemke, Pedro Blanco) und Schlagzeug (Nanae Kubo, Philipp Becker, David Auli Morales, Arrigo Axia) war entsprechend faszinierend auch mit den Augen zu verfolgen und erntete jubelnden Applaus.
Das Konzert endete mit Wolfgang Amadeus Mozarts schwungvoll-heiterer "Serenade Es-Dur" in fünf Sätzen, mit der Lucas Macias Navarro und Daniel Rodriguez (Oboe), Kilian Herold und Maxi Kaun (Klarinette), Bruno Schneider und Julie Demarne (Horn), Diego Chenna und Sheng-Hsien Hsieh (Fagott) sowie Angela Bergmann am Kontrafagott den Abend harmonisch ausklingen ließen. "Eine gute Mischung zwischen gewagt und konventionell", war aus dem begeisterten Publikum zu hören.
Artikel von Christiane Franz aus der Badischen Zeitung vom 29. November 2017