SUSHI UND MEHR: Gegessen

 

Roher Fisch, kalte Nudeln, Reiswein – die japanische Küche ist gewöhnungsbedürftig. Und wurde kontrovers diskutiert: Bürgermeister Hans-Joachim Schwarz, Vegetarier mit Fisch-Faible, war begeistert. Stadtmusik-Chefin Simone Löffler vermisste Gemüse – und hatte Schwierigkeiten mit der japanischen Frühstückskultur: "Vor elf Uhr morgens reicht mir ein Kaffee, da brauche ich nichts Warmes." Reise-Organisator Thomas Wagner wiederum ist seit Jahren mit einer Japanerin verheiratet und einiges gewöhnt. "Ich", sagt er, "habe keine Schwierigkeiten mit Lachs am Morgen."

Japaner, so das Klischee, treten immer in Gruppen auf, fahren mit Reisebussen durch die Gegend und fotografieren wie die Blöden. Mit Verlaub: Das gilt auch für Deutsche. Dank Digitalkamera sind die Knipszahlen explodiert. Früher brachte man noch vier, fünf Rollen Film mit nach Hause. Das war einmal: Stadtmusiker Philipp Hauser hat 1400 Fotos gemacht, sein Kollege Patrick Herr kann ihn mit 1800 Bildern locker überbieten. Stefan Wäldin darf die Schnappschüsse jetzt sortieren – der Stadtmusiker ist hauptberuflich Grafiker und will eine DVD mit den besten Fotos brennen. "Das wird auf jeden Fall eine Menge Spaß", sagt er, "auch wenn ich manche Motive sicher fünfzig Mal bekomme."
Weltreisen sind teuer, Hotels auch: Um Kosten zu senken, wurden einige Musiker an manchen Tagen privat untergebracht – bei japanischen Familien. Eine spannende Erfahrung mit skurrilen Begebenheiten. "Unsere Gasteltern haben alle Dinge auf Englisch beschriftet", erzählt die 16-jährige Musikerin Verena Bons, "vom Lichtschalter bis zum Haartrockner. Sie haben uns sogar extra Blumen ins Zimmer gestellt – und jeden Morgen ganz lieb geklopft, ob wir schon wach sind."

Japaner können meistens kein Deutsch, Deutsche kein Japanisch. Englisch ist auch so eine Sache. Kommunikation war das ganz große Thema bei der Vulcano-Tour. Meistens behalf man sich mit Gesten (Winken, Zeigen, Lachen) und Standard-Floskeln (Konnichi Wa heißt Guten Tag, Kampai heißt Prost). Das Bestellen in Restaurants war dafür eher problemlos: Die haben Speisekarten mit Fotos. Manchmal sogar Plastikmodelle von ihren Hauptgerichten im Schaufenster.

Ein anderer japanischer Brauch ist für Europäer ähnlich gewöhnungsbedürftig wie roher Fisch: Geschenke. "Du kriegst von jedem was, und du solltest für jeden was haben", erzählt Bürgermeister Schwarz. Immer beliebt: Wein, Bildbände über den Kaiserstuhl. Für den Toshiba-Chef von Fuchu durfte es da schon etwas edler sein: Ein Kugelschreiber im Porsche-Design nämlich.

Artikel von Patrik Müller aus der Badischen Zeitung vom 23. Mai 2008

 

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