Gagarin und mehr: Mit der Stadtmusik nach Russland

 Die Stadtmusik Endingen bricht nach Russland auf: Das Jahreskonzert trägt den Titel Gagarin – wegen Nigel Clarkes Titelstück über den ersten Mann im All. BZ-Redakteur Patrik Müller sprach mit Dirigent Martin Baumgartner.

BZ: Das große Thema bei Ihrem Jahreskonzert ist Russland, im Mittelpunkt steht ein Stück namens Gagarin. Haben Sie keine Angst, mit einem so eng gefassten Thema Zuhörer zu verschrecken?
Baumgartner: Nein, überhaupt nicht. Man muss nur darauf achten, dass das Repertoire breit gefächert ist. Wenn es um Russland geht, sollte man nicht nur "Schwarze Augen" und "Kalinka" spielen. Man muss kreativ sein und sich Stücke vom Randbereich suchen. Unser Titelstück "Gagarin" wurde von einem Engländer geschrieben – aber es geht um den ersten Mann im Weltraum, und der war nun mal Russe.

BZ: Warum stellen Sie bei Ihren Konzerte immer ein Stück so deutlich heraus?
Baumgartner: Wenn man einen Aufhänger hat, hat man einen Magneten. Man kann seinem Publikum etwas bieten – und die Leute wissen genau, was sie erwartet. Das ist wie beim Sinfoniekonzert: Die Leute gehen hin, weil sie Beethoven hören möchten. Nicht, weil im Programmheft steht: Lassen Sie sich überraschen. Wir schauen, dass wir Stücke spielen, die nicht jeder kriegt und spielt. Das hat in den letzten Jahren immer ganz gut geklappt; da hatten wir auch immer ein einziges Stück als Aufhänger und haben das ganze Programm darum gestrickt. Wir sind da natürlich momentan in einer luxuriösen Situation. Wir sind knapp 90 Musiker. Wenn jemand verhindert oder krank ist, kann man das schon eher kompensieren. Viele Dirigenten können da leider nicht so aus dem Vollen schöpfen.
BZ: Wie entsteht so ein Programm?
Baumgartner: Im Regelfall ist es so, dass mir ein Stück besonders auffällt. Das war jetzt eben "Gagarin". Das nehmen wir dann und basteln was drum herum. "Gagarin" ist dafür optimal, weil es überhaupt nicht nach Schostakowitsch oder Rimski-Korsakow klingt. Abwechslung ist sowieso das A und O, wenn man ein Konzertprogramm zusammenstellt. Kein Orchester spielt Beethovens erste, zweite und dritte Sinfonie hintereinander – das würde den Musikern auch beim Proben überhaupt keinen Spaß machen.
BZ: Die musikalische Reise um die Welt gilt als Lieblingsthema von Regisseuren, denen nichts einfällt. Sie machen aber ja eigentlich nichts anderes – im letzten Jahr gings für ein ganzes Konzert nach Cuba, vor drei Jahren nach Afrika.
Baumgartner: Wenn der Bezug stimmt, ist es okay. Hauptsache, die Musik steht im Vordergrund. Bei einem Stück aus Mexiko darf es nicht meine Hauptsorge als Dirigent sein, wo ich jetzt 70 Sombreros für meine Musiker herkriege.
BZ: Was wäre die Alternative gewesen?
Baumgartner: Eine Idee wäre "Frauen in der Musik" gewesen – nicht nur als Komponisten, sondern auch als Thema. Vielleicht machen wir das irgendwann auch mal. Witzig wäre es auch, einem Konzert mal den Titel zu geben: Stücke aus der Reihe "Zu recht vergessen". Meine Musiker stehen dieser Idee aber eher skeptisch gegenüber (lacht).

Jahreskonzert Stadtmusik Endingen, Gagarin, 23. März, 20 Uhr, Stadthalle. Karten im Vorverkauf: Buchhandlung Vollherbst-Koch, Kaiserstühler Verkehrsbüro. Infos: http://www.stadtmusik-endingen.de

Artikel von Patrik Müller aus der Badischen Zeitung vom 14. März 2013

 

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