Stadtmusik nimmt WM-Fährte auf

2010 Besuch aus Japan und ein Jahreskonzert mit Afrika-Thema / Dirigent Baumgartner will an Lautstärke feilen

ENDINGEN. Die Stadtmusik Endingen lud am vergangenen Freitag ins Bürgerhaus zur Generalversammlung. Neben einem Rückblick auf das letzte Jahr gab es auch einen Programm-Ausblick: 2010 gibt es im Verein einen neuen Vize-Dirigenten. Und das Jahreskonzert steht – passend zur Fußball-WM – unter dem Motto "Afrika".

2009 stand die Stadtmusik unter dem Zeichen der Musik des belgischen Komponisten Jan van der Roost, der beim Jahreskonzert im April seine "Ballade für Bassposaune" selbst dirigierte. "Diese Tage waren zwar anstrengend, aber wir lernten auch viel dazu", sagte die Vorsitzende Simone Löffler in ihrer Eröffnungsrede über die offenbar sehr herausfordernde Zusammenarbeit mit dem Profi-Komponisten. Zu den weiteren Höhepunkten des Stadtmusik-Jahres zählten laut Löffler ein Doppelkonzert in Malterdingen und das kleine Open-Air hinter der Martinskirche. Die Jugendkapelle der Stadtmusik zählte laut Jugendvertreter Miro Lanzilotti zu ihren Highlights den Beitrag des Nachwuchses zum Jahreskonzert, das Serenadenkonzert im September und die Teilnahme an einigen Jungmusiker-Wettbewerben und Leistungsabzeichen.

Dirigent Martin Baumgartner betonte in seiner Rede, dass die Publikumsresonanz der Stadtmusik in Endingen selbst deutlich höher sei als andernorts. "Nehmt es nicht als selbstverständlich hin", sagte der Dirigent, "in manch anderen Orten sieht es nicht so gut aus", verwies er auf das oftmals geringe Interesse am Angebot örtlicher Musikvereine.

Damit die Nachfrage so bleibt hat die Stadtmusik 2010 ein neues Programm aufgelegt. Im Hinblick auf die Fußball-WM wird das Jahreskonzert am 28. März mit "Impressionen über den Kilimandscharo" aufwarten. Stadtmusik-Präsident und Endingens Bürgermeister Hans-Joachim Schwarz zeigte sich am Freitag erfreut, dass der Verein seine Idee eines Afrika-Themas aufgegriffen hatte. Im Juli erwartet die Stadtmusik dann Gäste aus Japan: Das Werksorchester des Elektronik-Riesen Toshiba hat seinen Besuch angekündigt. Sie werden am 17. Juli im Rahmen des Open-Air auf dem Marktplatz aufspielen. Dafür sollen mehr als 500 Sitzplätze aufgebaut werden. Am 24. April wird Endingen Austragungsort von Doppelkonzerten mit dem Landesblasorchester Baden-Württemberg und des Sinfonischen Blasorchesters Bern sein.

Auch die Qualität des Stadtmusik-Spiels könnte sich demnächst ändern. Dirigent Baumgartner kündigte in der Versammlung an, an der Lautstärke und Dynamik der Stadtmusik feilen zu wollen. "Musik lebt nicht nur von Präzision, sondern auch vom Ausschöpfen der gesamten dynamischen Breite", sagte er. Die hohe Lautstärke des Orchesters, vor allem während der Proben, werde derzeit nicht als Idealzustand angesehen. Da nach dem Fortgang von Vizedirigent Wolfgang Kümmerle nun Izumi Shibata kommissarisch dessen Taktstock übernimmt, sind auch hier Änderungen zu erwarten.

"Landauf, landab, die beste Jugendpflege"

Die Stadtmusik ist derzeit finanziell gut aufgestellt, im vergangenen Jahr machte sie dennoch ein leichtes Minus in der Kasse. Solange die Zuschüsse der Gemeinde in Höhe von 7000 bis 8000 Euro stabil bleiben, haben die Musiker nicht zu befürchten. Ob es wegen der Krise der Gemeindekassen so bleibt ist jedoch fraglich. Bei der Stadtmusik sind derzeit 82 Musiker aktiv. Das Durchschnittsalter beträgt lediglich 21 Jahre. Helmut Eitenbenz, ehemaliger Präsident der Stadtmusik und Ehrenmitglied, der in Vertretung des im Schneechaos steckengebliebenen Bürgermeisters zu Beginn der Versammlung sprach, nannte die gute Nachwuchslage "die beste Jugendpflege, die man landauf landab haben kann".

Bei der Generalversammlung standen auch Ehrungen verdienter Mitglieder an: Für 50 Jahre wurde der langjährige Schriftführer und stellvertretende Vorsitzende Felix Hügel geehrt. Er war 1960 bei der Stadtmusik eingetreten und ist seit 2000 deren Ehrenmitglied. Fünf Jahre später kam Lothar Meyer zur Stadtmusik. 13 seiner 45 Mitgliedsjahre war er als Rechner und Beisitzer im Vorstand aktiv. Seit 2005 ist er Ehrenmitglied. Auf 40 Jahre bei der Stadtmusik blickt Klaus Burger zurück. Auch er war 13 Jahre lang Beisitzer im Vorstand und ist nun ebenfalls Ehrenmitglied. Der Febon-Preis für besondere Verdienste ging an Kevin Kuhn für die Restaurierung des Stadtmusik-Anhängers. Für 15 Jahre Mitgliedschaft wurden Miro Lanzilotti, Kevin Kuhn, Stefan Wissert und Anna Peschel geehrt.

Artikel von Hagen Schönherr aus der Badischen Zeitung vom 12. Januar 2010

 

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