Informativ, unterhaltsam, genussvoll

Die Idee, ausgesuchte Weine und Musikstücke zu kombinieren, findet im Endinger Bürgerhaus großen Anklang.

ENDINGEN. Inspiriert von Weinkönigin Natalie Henninger, selbst aktive Musikerin, offerierte die Stadtmusik Endingen am vierten Adventsnachmittag zum ersten Mal eine "Fröhliche Weinnacht". Die Idee, ausgesuchte Weine der Endinger Weingüter und Winzergenossenschaften mit Musik zu kombinieren, stieß auf großen Anklang im voll besetzten Endinger Bürgerhaus.

Wer weiß, wer als "vinophiler Dirigent des Kaiserstuhls" den Takt angibt? Oder wer als "flüssiger Solokünstler" Aufsehen erregt? Das und noch viel mehr erfuhren die Gäste der "Fröhlichen Weinnacht" am Sonntag aus berufenem Mund: Charakterstudien abzugeben über das Wesen und Potenzial badischer Weine ist ein Thema, das Natalie Henninger auf den Leib geschneidert ist. Und Thomas Wagner war genau der Richtige, die rhetorischen Spielbälle der Königin mit Witz und Charme zu kontern. "So einen kenne ich auch. Mehrere", kommentierte er zum Vergnügen der Gäste die blumigen Umschreibungen. 70 Musiker hatten sich für die fröhliche Weinnacht auf der Bühne platziert, um die Weine mit Kompositionen unterschiedlichster Stilrichtungen auszuschmücken.

Bereits im Foyer war einstimmende Musik mit prickelndem Schaumwein vom Winzerhof Linder offeriert worden. Weiter ging es mit fruchtig-frischem Silvaner aus Amoltern und einem süffigen Müller-Thurgau von der Winzergenossenschaft Kiechlinsbergen, flaniert von Johann Strauß’ "Wein, Weib und Gesang" und dem Hochzeitszug des Bacchus von Leo Delibes.

Ein aufregend junger Weißburgunder aus dem Weingut Knab stimmte ein auf Johann de Meijs "Prinsjesdag". Die Zuhörer staunten nicht schlecht, als Thomas Wagner die historischen Hintergründe dieser Komposition mit Breughels Wirtshausszene in Verbindung brachte. Man habe nachgewiesen, dass das Endinger Gasthaus Engel die Vorlage für dieses weltberühmte Kunstwerk geliefert habe. Breughel habe auf seiner Reise nach Italien im Engel Station gemacht, weshalb diese Bleibe immer noch bei Reisenden aus Holland sehr beliebt sei.

Ein bisschen Fasnet musste schließlich sein bei diesem Thema, zu dem auch der Endinger "Händelstifter" Grauburgunder gut passte. Die Krone setzte die Weinhoheit dem Spektakel auf, als sie als Solistin auf der Piccoloflöte einen chaotischen Trubel verursachte.

Zu Schneiders feinem Ruländer und Schätzles berühmter Scheurebe erklang "der Mond" von Carl Orff. Und richtiggehend avantgardistisch begleiteten die Musiker zwei körperreiche Spätburgunder aus Königschaffhausen und aus dem Weinhaus Bastian mit "You know, I’m no good". Amy Winehouse habe sich in der Reihe der vielen geistreichen Vorschläge vor "Weine nicht um mich Argentinien" durchgesetzt, so Thomas Wagner .

Dermaßen eingestimmt durfte auch ein Weihnachtsgedicht nicht fehlen: Loriots hinterhältiger Adventsmoritat nahm der Rezitator fürsorglich den Schrecken, indem er den Förster inhaltlich durch eine Flasche Spätburgunder ersetzte.

Wein ist ein unerschöpfliches Thema, liefert Stoff für viele Geschichten und ist ideal mit Musik zu kombinieren – soviel stand am Ende der informativen, unterhaltsamen und genussvollen Veranstaltung eindeutig fest. Große Klasse war die Stadtmusik mit Martin Baumgartner und "handverlesen" waren zur Überraschung der Wein- und Musikgenießer auch die Einschenker. Diesen Dienst hatten nämlich Badens Weinhoheiten zusammen mit Bereichsprinzessinnen und Jungwinzern übernommen.

Artikel von Christel Hülter-Hassler aus der Badischen Zeitung vom 21. Dezember 2011

 

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