"D’r Hüsmeischdr" meldet sich musikalisch zurück

Nach 10 000 Klicks bei YouTube für den spontanen Vorjahreshit legt Stefan Wäldin mit einem neuen Fasnetssong nach.

ENDINGEN. Es hatte sich schon im vergangenen Jahr angedeutet: In Endingen wächst ein neuer Stern am deutschen Schlager-Himmel heran. "D’r Hüsmeischdr", eingefleischten Endingern auch als Stefan Wäldin bekannt, greift rechtzeitig zur Fasnet mit einem neuen Hit an. Gekonnt setzt er dabei auch Social-Media-Strategien ein.

Es ist schon einige Jahre her, dass Stefan Wäldin, Musiker bei der Endinger Stadtmusik, den flippigen Witzbold zum Leben erweckt hat. Seine erste Station auf dem steilen Weg nach oben sind die Kappenabende der Endinger Stadtmusik, wo sich "d’r Hüsmeischdr" bereits eine kleine Fanbasis aufbaut. So tourt er eine ganze Weile eher im Untergrund, mehr als Geheimtipp – doch dieses Schattendasein findet im Februar 2011 ein jähes Ende. Nachdem die Endinger Jokilibrünnler mit Frontmann Klaus Burger sensationell den SWR-Wettbewerb "Närrischer Ohrwurm" gewinnen, greift "d’r Hüsmeischdr" spontan zum Stift und zaubert innerhalb von zwei Tagen eine Coverversion auf einen bekannten Fasnetshit aus dem Hut. Dass "Burger, schenk mir ein Foto" – ursprünglich als kleiner Show-Act beim Narrenvesper geplant – eine riesige Welle der Resonanz auslösen würde, ist für den Urheber nicht absehbar. "D’r Hüsmeischdr" wird quasi über Nacht zum gefeierten Endinger Schlagerstar – auch dank des cleveren Einsatzes modernster Social-Media-Techniken. Auf der Videoplattform YouTube sammelt das Video zum Song bereits am ersten Tag 800 Klicks. "Das hat sich wie ein Virus über Facebook verbreitet, sogar meine Mutter wusste am nächsten Tag davon," erinnert sich Wäldin.

Die nächsten Tage geht er wie ein alter Medien-Hase an, druckt Autogrammkarten und versucht, dem Rummel um seine Person während der Fastnachtstage gerecht zu werden. "500 Autogramme an einem Abend, Live Performance im Keller von Klaus Burger, ich war vollbeschäftigt" – schwärmt er augenzwinkernd.

Doch kaum ist die Fasnet vorbei, fällt der neue Star plötzlich ins Leere. Die Begeisterung ebbt ab, die Klicks auf YouTube gehen zurück. Stefan Wäldin weiß sich zu helfen: Wenn das Video 10 000 mal angeklickt wird, gibt’s einen Bonus-Track, verspricht er. Der Plan geht auf. Anfang Februar 2012 fehlen noch etwa 1000 Klicks zum angestrebten Ziel. Wieder setzt "d’r Hüsmeischdr" auf gezielte Online-Promotion: Auf der neu angelegten Facebook-Fanseite sammeln sich seine treuen Anhänger – und machen das Unglaubliche möglich: Auf den Tag genau ein Jahr nach seinem umjubelten Auftritt knackt "Burger, schenk mir ein Foto" die angepeilte Marke auf YouTube.

"Dr Hüsmeischdr" ist vorbereitet: Wieder hat er der Endinger Fasnet einen Hit auf den Leib geschneidert, dieses Mal selbst komponiert und produziert. "Oh leck mi, jetz isch Fasnet" ist ein Ohrwurm, der zum Selbstläufer mutieren könnte. Auch der Komponist erkennt bereits erste Indizien für eine Wiederholung des Vorjahreserfolgs: "Der Schützen hat schon CDs bestellt."

Trotz seiner kometenhaften Karriere bleibt der kauzige "Hüsmeischdr" bescheiden. Nach der Fasnet will der "Frauentyp" (O-Ton "Hüsmeischdr") erstmal ein bisschen runterschalten. An seiner künstlerischen Klasse zweifelt der Shootingstar nicht: "Ich sehe mich schon als einen der wichtigsten Partysongschreiber der heutigen Zeit. Gesanglich würde ich mich etwa in einer Liga mit Robbie Williams einordnen."

Wer den "Hüsmeischdr" während der Fasnetstage erleben will, muss die Augen und Ohren offen halten. Offizielle Auftritte sind noch nicht geplant, doch Wäldin wird sich den einen oder anderen spontanen Gig wohl nicht nehmen lassen. Und seine Fans sowieso nicht.

Artikel von David Seitz aus der Badischen Zeitung vom 18. Februar 2012

 

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