Erste Hilfsgüter gehen auf den Weg

Stadtmusik Endingen sammelt Spenden für notleidende Menscher in die Region Fukushima / "Die Hilfsbereitschaft ist super".

ENDINGEN. Das Engagement für Japan nimmt immer konkretere Formen: Am Freitag soll das erste Paket mit Hilfsgütern verschickt werden – mit Tütensuppen und Süßigkeiten, mit Babywindeln und Damenbinden. Die Stadtmusik hat ihr altes Japan-Reisekonto wieder aktiviert als Spendenkonto. Und sie hat einen wichtigen Unterstützer gefunden: Der Bahlinger Marco Ambs, Speditionskaufmann mit Japan-Erfahrung, kümmert sich um den Versand der Hilfsgüter. "Ich habe gerade Zeit", sagt Ambs, "und ich will was Gutes anfangen mit meiner Zeit."

Eigentlich wollten die Endinger Musiker ihre Freunde und Bekannten in Japan unterstützen. Menschen, die sie bei ihrer "Volcano Tour" im Mai 2008 kennengelernt haben, mit denen sie in den Städten Inzai und Enoshima gegessen, geredet und gefeiert haben. Doch die hatten eine andere Idee: "Sie wollten, dass unsere Hilfe dorthin geht, wo es wirklich gar nichts gibt", sagt Stadtmusik-Chefin Simone Löffler. Inzai und Enoshima liegen in der Nähe von Tokio, den Einwohnern geht es vergleichsweise gut – obwohl sie manchmal auf Strom verzichten, um der Industrie zu helfen.

Der Kontakt läuft dabei über Izumi Shibata-Wagner. Deren Cousine Mikuni Shirabe ist Pfarrerin der Japan Baptist Convention, ein Zusammenschluss von 326 Gemeinden mit Erfahrung im Bereich humanitäre Hilfe. Die japanischen Baptisten engagierten sich schon beim zerstörerischen Erdbeben von Kobe im Jahr 1995. Nun sollen sie den Weitertransport der Endinger Hilfsgüter in das Umland von Fukushima übernehmen. "Es war sehr schön mit euch damals in Japan", schreibt Mikuni Shirabe in einer E-Mail, "und es freut mich sehr, dieses Hilfsangebot von euch bekommen zu haben. Das gibt uns Kraft."

Das Endinger Hilfspaket soll überwiegend aus Nahrung und Hygieneartikeln bestehen, aus Dingen, die nicht viel wiegen. Ursprünglich wollten die Stadtmusiker Geld spenden. Sie befürchteten Schwierigkeiten mit dem Zoll. Aber dann meldete sich Marco Ambs (32) bei Simone Löffler und bot Hilfe an. Der gelernte Speditionskaufmann arbeitet seit fünf Jahren für ein international tätiges Transportunternehmen in Tokio. Die Firma hat ihre Mitarbeiter nach Deutschland zurückbeordert, Ambs macht Heimaturlaub. Er setzte sich an den Computer und griff zum Telefon. "Er hat gesagt, er kümmert sich um alles", erzählt Löffler, "und wir haben gemerkt: Man kann so einiges machen, wenn man die richtigen Leute kennt." Am Freitag sollen die Hilfsgüter Endingen verlassen, am Sonntag soll der Flieger nach Osaka starten.

Das Paket soll das erste, aber nicht das letzte sein. Die Stadtmusiker hoffen jetzt auf Spenden. "Die Hilfsbereitschaft ist super", sagt Löffler, "ich werde überall auf unsere Aktion angesprochen." Bürgermeister Hans-Joachim Schwarz hat zugesagt, Spendenquittungen auszustellen. Verpackungsunternehmer Winfried Wirth stellt Kartons zur Verfügung. Das Autohaus am Kaiserstuhl spendet zur Eröffnung seiner neuen Tankstelle am Wochenende für jedem Liter Kraftstoff, der am 26. und 27. März getankt wird, zwei Cent auf das Stadtmusik-Spendenkonto.

Info: Spendenkonto für Japan-Hilfe der Stadtmusik Endingen: Kto-Nr. 178519 bei der Volksbank Freiburg, BLZ 680 900 00.

 

Artikel von Patrik Müller aus der Badischen Zeitung vom 24. März 2011

 

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