"Ein großer Einschnitt in meinem Leben"

BZ-INTERVIEW mit Martin Baumgartner zum Abschied als Stadtmusikdirektor nach 28 Jahren.

ENDINGEN. Nicht nur für die Stadt Endingen geht eine Ära zu Ende, auch für die Stadtmusik brechen neue Zeiten an: Hans-Joachim Schwarz, gibt mit seinem Abschied als Bürgermeister auch das Amt als Präsident der Stadtmusik ab, und auch Stadtmusikdirektor Martin Baumgartner gibt den Taktstock nach 28 Jahren engagierter Arbeit in andere Hände. Beim Konzert am Samstag, 8. Dezember, in der Stadthalle werden die beiden verabschiedet. Martin Baumgartner dirigiert zum letzten Mal ein größeres Konzert. Ruth Seitz hat sich im Vorfeld mit ihm unterhalten.

BZ: Herr Baumgartner, am 8. Dezember heben Sie zum letzten Mal offiziell den Taktstock als Stadtmusikdirektor der Stadt Endingen. Wie ist die Gemütslage?
Baumgartner: Das ist natürlich ein großer Einschnitt in meinem Leben und vor allen Dingen auch in das Leben meiner Familie. 28 Jahre lang haben wir unser Leben nach der Stadtmusik ausgerichtet und da herrscht natürlich eine gewisse Wehmut – zumal die Musiker im Lauf der Zeit auch enge Kollegen und Freunde geworden sind. Ich bin aber auch froh, dass der enorme Druck weg ist, das nächste Jahreskonzert noch besser machen zu müssen. Man wird ja selbst auch anspruchsvoller. Aber im Moment herrscht – ganz klar – doch Wehmut.
BZ: Wer hat das Programm für Ihr Ab-schiedskonzert zusammengestellt?
Baumgartner: Ich habe die Musiker gefragt, was sie gerne noch einmal spielen möchten. Dann habe ich aus jeder Sparte vier Stücke ausgesucht und die Musiker haben gewählt. Die meisten Stimmen bekam übrigens das Stück "Tirol 1809". Als unser "Abschiedsgeschenk" haben Hans-Joachim Schwarz und ich ein Stück bei Carlos Cardenas in Auftrag gegeben, in dem – so viel sei verraten – drei venezolanische Lieder verarbeitet sind. Und bei meinem ersten Jahreskonzert 1992 haben wir das Konzert mit Renaissance-Tänzen mit einem Blechbläser-Ensemble eröffnet. Ein Renaissance-Tanz bildet auch beim Abschlusskonzert den Auftakt. So schließt sich der Kreis. Dass Kilian Herold und Maximilian Wagner-Shibata als Solisten zugesagt haben, freut mich sehr, die hatte ich schon als Jugendliche im Orchester.
BZ: Was hat Sie in den vergangenen 28 Jahren als Dirigent der Stadtmusik am meisten bewegt?
Baumgartner: Das ist ganz klar die Akzeptanz, die die Stadtmusik in der Stadt erfährt, die Selbstverständlichkeit mit wir immer unterstützt wurden – von den Aktiven bis hin zur Stadt und den Sponsoren. Der Rückhalt in der Bevölkerung ist toll.
BZ: Was war Ihr größter Erfolg?
Baumgartner: Dass alle Musikerinnen und Musiker an einem Strang gezogen haben – und die erfolgreiche Konzertreise nach Japan. Das bleibt für immer in Erinnerung.
BZ: Was wünschen Sie der Stadtmusik für die Zukunft?
Baumgartner: Dass der Zusammenhalt bleibt, die musikalische Arbeit weiterhin im Vordergrund steht und mein Nachfolger Fabio Croce genügend Zeit bekommt, sich einzuarbeiten. Und dass die Endinger Traditionen weiterhin Raum bekommen. Für mich waren die kleineren Auftritte wie zum Beispiel Prozessionen immer so wichtig wie die Jahreskonzerte.

Finale – das Abschiedskonzert von Stadtmusikdirektor Martin Baumgartner, Samstag, 8. Dezember, 20 Uhr, Stadthalle. Programm: "Renaissance Tanz" von Yosuke Fukuda, "1405: Der Brand von Bern" von Mario Bürki, Uraufführung von "Recuerdos y Esperanza" von Carlos Cardenas, "Concerto für Clarinet" von Artie Shaw (Solist: Kilian Herold), "Pomp and Circumstance Nr. 1" von Edward Elgar, "Tirol 1809" von Sepp Tanzerund "Fnugg Blue" von Oystein Baadsvik (Solist: Maximilian Wagner-Shibata). Kartenvorverkauf: Buchhandlung Vollherbst-Koch, Endingen.

 

Artikel von Ruth Seitz-Wendel aus der Badischen Zeitung vom 23. November 2018

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